Wann ist ein Kunstwerk Kunst? Angelika Schäfer, Mitglied der Zwickauer Künstlergruppe „Viertel“, hat eine Antwort darauf.
Im Schloss Netzschkau wird zurzeit die Sonderausstellung „Emotionen“ mit großformatigen Bildern von Angelika Schäfer gezeigt. Zwar malt die Zwickauerin am liebsten Figuren, doch die aktuelle Personalausstellung konzentriert sich mehr auf abstrakte Motive. Der aufmerksame Betrachter entdeckt trotzdem figurale Elemente in verschiedenen Acrylbildern. Sie wirken oft skizzenhaft umrandet und agieren im Hintergrund oder treten aus dem Verborgenen ans Licht. Die Laienkünstlerin greift gern zu kräftigen Farben, die in Schichten gemalt oder gespachtelt aufgetragen werden und von denen man im vollendeten Werk nicht mehr alles sieht.
„Ich gehöre nicht zu den Künstlern, die ihr Leben lang einer Linie und einem Stil treu bleiben. Ich probiere mich gern aus“, sagt sie von sich selbst. Und dass ihre Werke das nach außen bringen, was in ihr lebt. Das kann farbenfroh sein, aber auch düstere Elemente enthalten. „Es ist kein Kunstwerk, weil es andere sagen, es ist ein Kunstwerk, wenn es Emotionen aus dir herausholt“, meint die Zwickauerin. Es dient auch nicht nur der Dekoration leerer Flächen. Die großenteils verkäuflichen Bilder zeigen ein hohes Maß an Selbstfindung und -verwirklichung.
Eine Skyline in goldenes Licht der untergehenden Sonne getaucht, die abstrakte Verschmelzung von hingeworfenen Farbstreifen, die auch Menschen darstellen könnten, ein Akt in wilder Leidenschaft oder schwungvolle Linien, die sich im Nirvana zu verlieren scheinen – die Vielfalt der ausgewählten Werke ist groß. Zwei Bilder einer komplett neuen Serie mit Landschaften, die insgesamt fünf umfassen soll, vervollständigen die Auswahl. Hier sind die Farben weniger kräftig, die Motive nur angedeutet.
Angelika Schäfer ist Finanzkauffrau und im Familienunternehmen tätig. Sie kann sich nur schwer an Lebensabschnitte erinnern, in denen sie nicht gemalt hat. Zu DDR-Zeiten wollte sie auf Empfehlung ihres Kunstlehrers Gerd Viertel in Schneeberg Kunst studieren, bekam jedoch keinen Studienplatz. „Vielleicht wäre ich als verarmter Künstler auch nicht glücklich geworden. So habe ich immer nebenbei gemalt“, blickt sie zurück. In Erinnerung an den Zwickauer Künstler und weil vier Frauen dazugehören, hat sich das seit vier Jahren gemeinsam agierende Kleeblatt mit Angelika Schäfer, Margitta Hempel, Ute Hebenstreit und Melanie Lengowski Künstlergruppe „viertel“ genannt. Die Atelierräume befinden sich in der Kulturweberei Seilerstraße 1 Zwickau. Angelika Schäfer hat im Schloss ihre erste Personalausstellung. Bisher stellten die Frauen gemeinsam aus.
Die Ausstellung ist noch bis 26. Juni im Schloss Netzschkau zu sehen. Sie endet mit einer Finissage am 26. Juni, 15 Uhr, bei der die Künstlerin anwesend ist. Das Schloss ist samstags, sonntags und an Feiertagen, von 13 bis 17 Uhr, geöffnet.